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Rattenfänger-Tour nach Hameln

Die diesjährige Frühjahrsausfahrt sollte uns in die Rattenfängerstadt Hameln im Weserbergland führen.

Wir trafen uns am frühen Freitag Nachmittag im PZ Gießen-Wettenberg und starteten zum „Flight Of The Rat“ auf den Land- und Bundesstraßen quer durchs mittelhessische Land und weiter durchs ‚Hinterland’ in Richtung Kellerwald und Edersee. Nach einem Zwischenstopp in Arolsen – bei dem unser Präsident Lothar Frank von Vogelsberg-Route zu uns stieß – tasteten wir uns gemächlich in das Land der Ostwestfalen vor und erreichten zum Abendessen die niedersächsische Rattenfängerstadt an der Weser.

Die Stadt Hameln ist mit seinen 60.000 Einwohnern das wirtschaftliche, kulturelle und touristische Zentrum des Weserberglandes. Durch die Rattenfängersage wurde die Stadt weltberühmt. Ihren Reichtum erwirtschaftete die Stadt als verkehrsgünstiger Handelsplatz an der Weser und ließ prachtvoll verzierte Häuser entstehen und entwickelte sich so zu einem Juwel der Weserrenaissance.

Unser Hotel „Stadt Hameln“ liegt direkt am Fluss und hat eine prickelnde Vorgeschichte: es war bis ins letzte Jahrhundert ein Gefängnis!

Am ersten Abend saßen wir nach dem gemeinsamen Abendessen gemütlich zusammen und tauschten Erfahrungen und Geschichten aus der Porschewelt aus.

Der zweite Tag wird dann ein aktiver Fahrtag, der uns eine herrliche Rundfahrt durch das Weserbergland bescherte. Nach dem Frühstück starteten wir auf den recht stillen Nebenstrecken in Richtung Südosten an der Weser entlang. Nachdem wir die „Baron-Münchhausen-Stadt“ Bodenwerder durchfuhren, ging es dann sehr spritzig zur Sache, in dem wir auf „eingleisigen“ Serpentinen in feinster Machart unseren „Rattenflug“ durch die Rühler Schweiz fortsetzten um uns dann an der Weser-Fähre in Polle wieder zu sammeln. Einstimmig wollten alle diese Etappe noch einmal absolvieren, aber der Zeitplan ließ uns da nicht so viele Freiheiten, zumal der Himmel sich verdächtig mit fette Wolken bedeckte. Nach der Flussquerung fuhren wir durch weitere enge Kurven zum weit bekannten Aussichtspunkt und Bikertreff ‚Köterberg’. Zum Mittagessen kehrten wir ins Restaurant „Lippische Rose“ ein, wo uns der perfekt organisierende Wirt bereits erwartete.

Nach einer Mittagspause war das nächste Etappenziel das Hermannsdenkmal bei Detmold. Hermann war der Cherusker, der vor langer Zeit im Teutoburger Wald den Römern „eins auf die Schnauze gab“. Sein Denkmal errichtete der fränkische Erbauer Ernst von Bandel in der Nähe von Detmold – nicht weil die Schlacht dort stattfand, sondern weil das halt ein schöne Stelle war und ist. Das wollten wir auch wissen und können das nun auch bestätigen.

Die Rückfahrt führte uns dann durch das Emmertal wieder nach Hameln. Allerdings war uns das Wetter nicht mehr ganz so hold – vielmehr überraschte uns ein Sturm und Wolkenbrüche sondergleichen. Mit mulmigem Gefühl schlichen wir vorsichtig durch die einsamen Straßen, die mittlerweile von abgerissenen Ästen übersät war. Ja, sogar komplette Bäume lagen teilweise auf den Straßen – aus dem Radio vernahmen wir die Wetterwarnungen und erste Berichte der Sturmschäden – und wir waren mittendrin.

Da wir aber besonnen und wohlwissend der Gefahren weiterfuhren, kamen wir auch wieder heil in Hameln an. Kurz vor dem Ziel durchquerten wir noch das Städtchen Aerzen, in dem einigen Wochen später unser Fifa WM 2006 Freunde aus Frankreich verweilen und trainieren sollten.

Am Abend musste dann auch leider wegen des ungnädigen Wetters unser geplanter PCL-Bar-B-Q in ein Vier-Gänge-Menü gewandelt werden. Das Hotelmanagement zeigte hohe Flexibilität und stimmte die Änderung bereits während der Ausfahrt mit uns ab.

Nach dem Essen, das wir auch vorzüglich genossen, schnupperten wir an der Vergangenheit des Hotels. Dazu wurden wir in den „Knastkeller“ geführt, in dem so mancher im Rahmen der berüchtigten „Knastfeten“ an den Pranger gestellt wurde. Obwohl wir äußerst vorsichtig waren, konnten wir nicht verhindern, dass dies auch mit unseren Clubmitgliedern Joaquin und Till geschah. Nach dem Leisten der Abbitte und dem Versprechen, den anderen Clubmitgliedern stets Gutes zu tun, wurden sie wieder freigelassen. Wir sollten ihnen demnächst eine Chance geben, ihr Versprechen einzulösen.

Den schönen, erlebnisreichen Tag schlossen wir dann in der Hotelbar ab und jeder kehrte dann in seine Zelle zurück.

Der Sonntag war Abreisetag, wir wollten aber nicht versäumen, noch eine geführte Stadtbesichtigung durch die wunderbare Altstadt zu unternehmen und uns die besagten Rattenfängerspiele anzuschauen. Das hat sich wirklich noch gelohnt .

Wer kennt die Geschichte noch?

Nach dem wunderbaren PCL-Wochenende traten wir dann wieder den „Heimflug“ an.

Vielen Dank für die schönen Tage - bis zum nächsten Treffen.

Euer Jürgen

 

 

P.S.

Wissenswertes über das Hermannsdenkmal und die Römer im Teutoburger Wald

Im Teutoburger Wald bei Detmold, im schönen Lipperland, steht das imposante Hermannsdenkmal.

Es soll erinnern an die Varusschlacht (die Hermannsschlacht) im Jahre 9 nach Christus, bei der das gesamte römische Besatzungsheer von 3 Legionen und 6 Hilfskontingenten, insgesamt wohl eine Armee von bis zu 25.000 Mann, vernichtend geschlagen wurde.

Nach dem 2.Weltkrieg gab es ernsthafte Bestrebungen, das Hermannsdenkmal abzureißen. - Warum? - Um das Denkmal gab es früher viel nationales Pathos. Hermann der Cherusker / Arminius, der erfolgreiche Kämpfer gegen das verhasste Rom, in dessen Diensten er stand, erhebt das Schwert drohend gen Westen. Im Westen aber, da liegen nun einmal das heutige Frankreich und die Benelux-Staaten, nicht aber Rom.

Aber schaut Hermann wirklich nach Frankreich? - Wohl kaum! Hermann blickt nach Westen, zum Rhein, denn dort, bei Xanten im Kastell Vetera Castra, und in Aliso an der Lippe, da lagen die Widersacher, die Römer, welche Germanien unterwerfen wollten. Also war damals für die Germanen der Feind in Richtung Rhein, und auch noch weiter im Westen, dem Asterix-Gebiet, denn Gallien gehörte seit der Eroberung durch Cäsar in den Jahren 61-58 v.Chr. zum Imperium Romanum.

Die rechtsrheinischen germanischen Stämme drangen wiederholt über den Rhein vor und brachten viel Unruhe über die Grenze. Allerdings konnten sie nicht gegen das gut organisierte römische Heer bestehen.

Politisch ganz so harmlos war der Geist, der hinter dem Hermannsdenkmal steckte, denn doch wieder nicht. Auf die engere Heimat des Verfassers bezogen: Was brauchte Westfalen eine Fremdherrschaft? Deutschland brauchte nicht Napoleons jüngsten Bruder Jérôme als "König von Westfalen" (1807 - 1813) mit Residenz in Kassel. Die Befreiungskriege (1813 - 1815) waren den Menschen noch in Erinnerung. In Westfalen und Lippe, wie auch in den anderen deutschen Gauen, war durchaus eine gewisse Aversion gegen die vormaligen Besatzer vorhanden. Auch waren die Toten der Befreiungskriege noch nicht vergessen. Ernst von Bandel, der Erbauer des Hermannsdenkmals, wie auch seine "Sponsoren" waren natürlich Kinder ihrer Zeit.

Auf uns heute, 125 Jahre später, wirkt - ebenso natürlich - das kolossale Monument und der Geist der damaligen Zeit, etwas befremdlich.